4 Fragen an unsere Regionalbotschafterin 
aus Rheinland-Pfalz

Veröffentlicht am: 19.07.2024

Ein Interview mit Agnieszka Mohm der SWT (Stadtwerke Trier)

Um bundesweit Best Practices zu erarbeiten, hat das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge im sechsten Jahr Betriebe aus den einzelnen Bundesländern ausgewählt, die für ein Jahr den Titel „Regionalbotschafter*in“ tragen. So entsteht ein Netzwerk von Expert*innen, das die Arbeitsmarktintegration praktisch lebt und die Expertise an Unternehmen in der Region weitergibt. In Form von kurzen Interviews möchten wir hier unsere Regionalbotschafter*innen vorstellen.

Für Rheinland-Pfalz sprachen wir mit unserer Regionalbotschafterin Agnieszka Mohm. Als Personalleiterin bei den Stadtwerken Trier setzt sie sich für die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter ein. Diese Erfahrungswerte möchte sie nun weiter geben.

Ich bin Regionalbotschafterin, weil

ich meine Erfahrungen und mein Wissen gerne mit anderen teile und weiß, wie wichtig der Austausch zwischen einzelnen Betrieben ist. Vor allem aber, weil mir das Thema sehr am Herzen liegt. Ich bin davon überzeugt, dass es keinen besseren Weg für Integration gibt, als bei der Arbeit. Arbeit ist für Menschen so viel mehr als nur die Erfüllung des täglichen Solls oder Einkommenssicherung. Es ist ein sozialer Baustein, der für Selbstbewusstsein, Stolz, Zufriedenheit und Empowerment sorgt. Der Weg hin zu einer Beschäftigung ist für Menschen aus dem Ausland oft steinig. Und da kommen wir Unternehmer:innen ins Spiel. Wir sorgen dafür, dass es für alle Beteiligten etwas einfacher wird! Durch die Gewinnung von ausländischen Arbeits- und Fachkräften schließen wir unsere Kapazitätslücken und tragen dabei zu einer wichtigen Aufgabe der gesellschaftlichen Integration bei. Dabei möchte ich mein Know-how und meine Erfahrungen mit anderen teilen und von den Menschen im Netzwerk lernen. Wir entwickeln uns, indem wir uns austauschen und anderen dabei helfen, aktiv zu werden. Eben das macht unsere Stärke aus.  Ein Gewinn für alle Beteiligten.

Meine beste Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten ist

zu sehen, dass wir zu einer Einheit zusammenwachsen, in der jede:r für jede:n einsteht. Zu beobachten, wie das Selbstbewusstsein unserer Kolleginnen und Kollegen – insbesondere bei Busfahrer:innen – mit jedem Tag im Job wächst. Zu erkennen, dass Freundschaften innerhalb der Belegschaft entstehen und neuen Kollegen unaufgefordert Unterstützung angeboten wird. Zu erleben, wie bei einem Firmen-Sommerfest Kollegen miteinander tanzen, lachen und sich umarmen. Das erfüllt mich mit großer Zuversicht, dass wir all diese positiven Erfahrungen in unser Privatleben mitnehmen und damit auch nach Feierabend mit großer Offenheit Menschen begegnen.

Schwierig war bei uns zunächst:

Es ist für uns nach wie vor schwierig, die unterschiedlichsten bürokratischen Hürden und Anforderungen zu bewältigen. Es ist jedes Mal aufs Neue eine sehr große Herausforderung, die nur mit guten Partnern umsetzbar ist. Einer dieser Partner ist das Netzwerk, die übrigen habe ich durch den Austausch im Netzwerk gefunden. Dieses umfangreiche Know-how können Sie im einzelnen Unternehmen nicht vorhalten. Ohne Unterstützung und Vernetzung wäre es uns kaum möglich, das Thema Integration umfassend anzugehen.

Wir arbeiten auch proaktiv daran, uns auf unsere kulturellen Besonderheiten einzustimmen und möglichen Konflikten proaktiv zu begegnen. Das setzt voraus, dass wir uns auch unserer kulturellen Besonderheiten bewusstwerden. Eine spannende Reise, die oft zu Aha-Effekten führt – auch bei der Reflektion eigener kultureller Prägungen.

Mittlerweile freuen wir uns über Mitarbeitende aus 44 Ländern und aktive Recruiting-Partnerschaften mit Sprachschulen im Kosovo, in Spanien oder auch in Madagaskar. 

Den Betrieben in Rheinland-Pfalz gebe ich mit,

dass wir alle als Unternehmen vor großen Veränderungen stehen und diese aktiv begleiten und steuern müssen. Wir brauchen Planungssicherheit, um unsere Themen voranzutreiben. Der Wunsch nach starker Mitarbeiterbindung und –zufriedenheit ist einer der Aspekte, die uns einen. Es lohnt sich zu hinterfragen, mit welchen Maßnahmen, die es vor paar Jahren noch nicht gab, wir Personal für uns gewinnen. Dabei ist es wichtig immer wieder zu überprüfen, wie sich die Erwartungen der Arbeitnehmenden an die Arbeitswelt verändern – egal ob durch Einflüsse bedingt durch Herkunft oder Generationswechsel. Wir werden die Herausforderungen der Zukunft nur mit neuen klugen Konzepten und Herangehensweisen bewältigen können. Und ja: In dem Zusammenhang gehört auch die Integration Zugewanderter zu unseren unternehmerischen Aufgaben. Am Ende des Tages geht es um unsere Handlungsfähigkeit und nicht „nur“ um einen sozialen Faktor. Dabei entwickeln wir unsere Konzepte stets weiter: Aktuell prüfen wir in unserem Unternehmen beispielsweise, ob die Ehepartner:innen unserer kosovarischen Busfahrer bei einem Netzwerkpartner in der Pflege (Creatio-Gruppe) einsteigen und qualifiziert werden könnten. Für die Stadtwerke Trier und auch die Region eine absolute Win-win-Situation!

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